Eine wahre Geschichte

 

Als meine Schwester mit ihrer Tochter hoch schwanger war, trennte sie sich von ihrem Partner, aufgrund unüberwindlicher Differenzen.

Einfache Dinge galt es nun zu lösen, wie auch Kohlen einzukaufen, um den Ofen in der Dachgeschosswohnung im Hopfenmarkt zu heizen. Leider wartete meine Schwester vergeblich auf die Lieferung der Kohlen und ihr damls 2-jähriger Sohn fror in seinem Bettchen.

Da ich (damals 13-jährig) gerade zu Besuch war, schmiedeten wir einen waghalsigen Plan. Wir beschlossen beide gemeinsam Kohlen klauen zu gehen.

Mit einer Schubkarre zogen meine hochschwangere Schwester und ich total vermummt los und fanden gleich hinter der Stephanikirche einen riesigen Kohlenhaufen, an welchem wir uns sofort zu schaffen machten.

Doch plötzlich standen 2 Polizisten hinter uns und schrien laut: `Was machen sie da?` Ganz starr vor Schreck, blieben wir, wie angewurzelt, stehen. `Und, hat`s Euch die Sprache verschlagen?`, forderte der Polizist uns auf, endlich zu sprechen. Meine ertappte Schwester sammelte ihren ganzen Mut zusammen und zeigte, mit zittrigen Händen, auf ihren hochschwangeren Bauch und erzählte, dass auch ihr 2-jähriger Sohn allein zu Hause sei und ganz blaue Lippen vor Kälte hätte.

Fassungslos und gleichzeitig sprachlos schauten sich beide Polizisten an und nickten sich nur zu.

Da die Kohlen bereits schon auf der Karre waren, nahm der eine Polizist, die Karre und sagte scharf und nichtglaubend: `Das werden wir uns mal ansehen gehen.`

Die Knien zitterten uns beiden ertappten Kohlendiebe, die Zähne klapperten vor Angst und vor Kälte.

Als aber die Polizisten die Angaben im Hopfenmarkt überprüften und sahen, dass alles tatsächlich stimmte, brachten sie 2 Eimer Kohlen rauf und die restlichen in den Keller und verabschiedeten sich mit den Worten: `Lasst euch das nächste Mal nicht erwischen!`

Nachdem der Ofen angeheizt war, setzten wir beide, mit dem verschnupften Sohn auf dem Schoss, zutiefst erleichtert, an den wärmenden Ofen und versuchten alles gemeinsam, bei einer heissen Tasse Kakao, zu verarbeiten. Wir konnten unser Glück nicht fassen, dass wir nicht verhaftet worden sind und die Polizisten ein grosses Herz für uns hatten.